Genre über alles2 min read
Eine Frage, die uns als Band immer wieder gestellt wird – und die wir nie so richtig beantworten können. Denn je nach Geschmack der Fragenden und je nach unserer aktuellen Schaffensphase fällt die Einschätzung ganz unterschiedlich aus. Das Spannendste daran sind oft die Perspektiven der anderen.
Gestartet sind wir mit einer Mischung aus Punk und Metal.
Vom Punk stammen sicherlich die klaren Songstrukturen, der Drang, eher kürzere Songs zu schreiben, und die bewusste Ablehnung gefälliger Melodien. Auch die Zurücknahme des Solokünstlers, wie er im Metal oft im Vordergrund steht, gehört dazu. Unsere Texte sind größtenteils politisch geprägt: Utopie und Utopieverlust, Solidarität, Entfremdung, kapitalistische Maschinerie, Menschenrechte – und ihr Fehlen –, Gotteswahn, Weltenirrsinn und Ideologiekritik. Der Begriff „anti-totalitär“ trifft diesen thematischen Rahmen ziemlich gut.
Daneben gibt es eine zweite Ebene in unseren Texten: das innere Erleben. Erschöpfung, der Wille zur Auflehnung, das Nichtakzeptieren von Institutionen und Strukturen, Verzweiflung, Hoffnung, Mut – all das findet sich ebenfalls wieder.
Vom Metal kommen die Ideen verschobener Rhythmen und deren Akzentuierung, die Lust an komplexen und unübersichtlichen Arrangements – und natürlich die Double Bass. Seit dem Wechsel am Gesang sind wir auch stimmlich eher im Thrash Metal angekommen, irgendwo zwischen Exodus und Pantera oder im d-Beat bei Discharge. Hierbei ist es ein großer Spaß, sich dem 4/4 als kulturelle Manifestation kapitalistischer Ideologie zu entziehen, in dem wir Tempi und Takte immer wieder wechseln. Der 4/4 bei gleichbleibendem Tempo steht für mich für alles, was ich ablehne.
Neu ist die Trompete, die wir zunehmend einbinden. Ist das noch Metal? Ist das noch Punk? Oder vielleicht Crust-Metal?
Heute bezeichnen wir uns als Crust-Metal (und waren es auch am Anfang ohne es zu wissen). Warum? Weil das Crustige für uns eine Verschmelzung aus politischer Haltung, schnellem und rotzigem Sound und dem Gefühl ist, dass dieser Begriff eine gewisse musikalische Freiheit mit sich bringt. Punk und Metal wollen oft klar erkennbar sein – Crust-Metal erlaubt uns, Grenzen zu verschieben und Möglichkeiten auszuloten, bei gleichzeitig klarer inhaltlicher Ausrichtung.
Musik ist Ausdruck und Ausdruck ist wichtiger als Genreidentität. Wir sind noch lang nicht am Ende unserer Experimente.
- Listeningparty morgen auf bandcamp, hört den neuen Song mit uns: Get the Rule – Single Listening Party | The Suicided (bandcamp.com)
- Auf Spotify haben wir eine Playlist, die einen guten Eindruck gibt, welche Einflüsse uns bewegt haben https://open.spotify.com/playlist/5UZRuJNDBPdOqHaFz9PV3U?si=d108dde87a354328
- Release Nummer 3 ist auf dem Weg.